„Wir haben heute 140,60 € für EINEN Klick im Displaynetzwerk bezahlt?!“
So begann unser kurzer, aber intensiver Ausflug in die Untiefen der Google-Ads-Budgetlogik. Was wie ein ruinöser Wettbewerbs-Bieterkrieg aussah, stellte sich als (weitgehend) harmloser Systemeffekt heraus: Overdelivery – plus eine nachträgliche Gutschrift, die alles wieder ins Lot brachte. Trotzdem war der Schreck real. Und lehrreich.
In diesem Beitrag zeige ich dir Schritt für Schritt, was passiert ist, warum Google uns scheinbar 140,60 € für einen einzigen Display-Klick berechnet hat, weshalb in der Abrechnung am Ende doch nur 10 € ankamen – und welche praktischen Schutzmaßnahmen du sofort für eigene Konten umsetzen solltest. Außerdem werfen wir einen Blick auf die spezielle Ausnahme bei Pay for Conversions, wo Google an einzelnen Tagen sogar weit mehr als das Doppelte deines Tagesbudgets ausgeben darf.
Inhaltsüberblick
- Der Schock: 140,60 € CPC bei 5 € Tagesbudget?!
- Erste Analyse: Kampagneneinstellungen, Gebotsstrategie & Budgetlogik
- Overdelivery verstehen: 2× Tagesbudget / 30,4× Monatslimit – was wirklich gilt
- Was in unserem Konto passierte: Gutschrift vs. Kampagnenstatistik
- Support-Fall mit Google: Bestätigung & Aufklärung
- Warum der Klick so hoch ausfallen konnte – und warum du Limits setzen solltest
- Sonderfall Pay for Conversions: Hier gelten großzügigere Tagesüberschreitungen
- Praxis-Checkliste: So schützt du kleine Budgets vor großen Schreckmomenten
- Lessons Learned – unser Fazit
1. Der Schockmoment: Screenshot oder es ist nicht passiert
Am 12. Juli schauen wir in die Statistiken unserer Display-Remarketing-Kampagne „[FPS] DISPLAY RM“. Unter Anzeigengruppen steht: 1 Klick, durchschnittlicher CPC 140,60 €, Kosten 140,60 €. Das Tagesbudget: schlanke 5 €. Gebotsstrategie: „Klicks maximieren“ – ohne Max.-CPC-Limit. (Ja, das wird später wichtig.)
An dieser Stelle setzte kollektives Stirnrunzeln ein. Wie kann ein einzelner Display-Klick dreistellig kosten? Selbst in spitzen B2B-Nischen sind solche CPCs selten – im Displaynetzwerk praktisch unvorstellbar.
2. Sofortdiagnose: Welche Stellschrauben konnten das verursachen?
Wir sind die klassischen Fehlerspuren durchgegangen:
- Falsche Währung? Nein – Konto in Euro.
- Doppelte Kostenimporte? Keine Offline-Conversion-Kostenimporte aktiv.
- Portfolio-Strategie mit gemeinsamem Budget? Nein, einzelnes Kampagnenbudget 5 €.
- Automatisches Smart Bidding außer Kontrolle? Möglich: „Klicks maximieren“ darf aggressiv bieten, wenn kein CPC-Cap gesetzt ist.
- Reporting-Glitch? Nicht auszuschließen – Werte waren aber in mehreren Ansichten konsistent.
Spätestens da war klar: Wir brauchen eine offizielle Klärung.
3. Overdelivery – was Google tatsächlich darf (und was nicht)
Bei den meisten Kampagnentypen arbeitest du mit einem durchschnittlichen Tagesbudget. Das bedeutet: Du sagst nicht „jeden Tag exakt 5 €“, sondern „im Monatsdurchschnitt 5 € pro Tag“ – Google darf an einzelnen Tagen bis zum Doppelten dieses Werts ausgeben, wenn mehr qualifizierter Traffic verfügbar ist. Das nennt sich Overdelivery. (Warum die Tageskosten schwanken können)
Damit das kalkulierbar bleibt, gibt es ein monatliches Ausgabenlimit: Tagesbudget × 30,4
(Durchschnittstage pro Monat). Du zahlst also maximal diesen Betrag über den Abrechnungsmonat hinweg. Alles darüber wird automatisch gutgeschrieben. (Durchschnittliches Tagesbudget, Ausgabenlimits)
Kennzahl | Formel | Betrag |
---|---|---|
Tagesbudget | – | 5,00 € |
Theoretische Tagesobergrenze (Overdelivery) | 2 × 5 € | 10,00 € |
Monatliche Obergrenze | 5 € × 30,4 | 152,00 € |
Wenn Google mehr als 10 € an einem Tag ausliefert oder mehr als 152 € im Monat ansammelt, berechnet wird dir dennoch nur bis zu diesen Limits; überschießende Beträge erscheinen als Overdelivery-Gutschrift. (Ausgabenlimits & Gutschriften)
4. Was wirklich in unserem Konto passierte: Kosten vs. Gutschrift
Der Blick in „Abrechnung → Abrechnungsaktivitäten“ brachte Entspannung: Für den 12. Juli wurde eine Gutschrift über 130,60 € verbucht – exakt der Betrag über unserem zulässigen Tageslimit von 10 €. Abrechnungsrelevant belastet wurden also nur 10 €, nicht 140,60 €.
Wichtiges Learning: Berichts-Kosten ≠ Rechnungs-Kosten. Die Kampagnenstatistiken zeigen die rohen, angefallenen Kosten. Die Abrechnung berücksichtigt Limits & Gutschriften. Wenn du also einen „Schock-Tag“ siehst: immer erst in die Abrechnung schauen! (Kosten mit Abrechnung vergleichen, Warum sich Kosten unterscheiden können)
5. Unser Kontakt zum Google-Support
Weil uns die Höhe des Klicks absurd vorkam, haben wir den Fall an den Support eskaliert. Die Antwort (gekürzt) bestätigte:
- Kampagne generierte am 12. Juli Kosten von 140,60 €.
- Google darf an einzelnen Tagen mehr als das Tagesbudget ausgeben (Overdelivery).
- Abgerechnet wird höchstens das Doppelte des durchschnittlichen Tagesbudgets – hier: 10 €.
- Überschießender Betrag wurde gutgeschrieben.
Die Aussagen decken sich mit den offiziellen Hilfecenter-Artikeln. (Overdelivery, Ausgabenlimits)
6. Wie konnte der Klick so teuer werden?
Rein technisch kann ein einzelner Klick sehr teuer werden, wenn das Bidding-System freie Hand hat und annimmt, dass der Klick wertvoll ist – besonders bei wenig Daten und kleinem Budget. Ob unser Wert ein echter Auktionsergebnis-Ausreißer, ein Datenartefakt oder eine temporäre Verbuchung war, lässt sich rückwirkend nicht sicher klären. Fürs Portemonnaie zählt: Wir zahlten nur 10 €.
Mögliche Auslöser für „Monster-CPCs“
- Kein Max.-CPC-Limit bei „Klicks maximieren“: System darf theoretisch sehr hoch bieten. (Gebotsstrategien & Limits)
- Sehr geringes Tagesbudget: Einzelklick dominiert den Tag; Ausreißer fallen extrem auf. (Budget Overspend Tipps)
- Kleine Remarketing-Listen: Wenig Auktionen → volatile Gebote.
- Reporting-Latenz / Korrekturen: Temporäre Anzeige ungewöhnlicher Beträge möglich. (Kostenunterschiede erklärt)
7. Sonderfall: Pay for Conversions (PFC)
Wenn du in geeigneten Kampagnen (z. B. Display mit tCPA) die Abrechnungsoption „Pay for conversions“ nutzt, können die Tagesausgaben deutlich stärker schwanken als bei Klick-Abrechnung. Google weist darauf hin, dass die üblichen Tages-Overdelivery-Grenzen nicht im selben Maß greifen; entscheidend bleibt das Monatslimit. (PFC-Hinweise)
In der Praxis berichten PPC-Manager von massiven Tagesausreißern bei tCPA/PFC-Kombinationen – technisch zulässig, solange das Monatslimit nicht überschritten wird.
Merke: Nutzt du PFC, verlasse dich nicht auf das Tagesbudget als harte Grenze. Steuere über Ziel-CPA, Conversion-Datenqualität und Budget-Alerts.
8. Praxis-Checkliste: So verhinderst du den nächsten Budget-Schreck
Nach dem Erlebnis haben wir unsere internen SOPs überarbeitet. Hier die komprimierte Checkliste:
8.1 Kampagneneinstellungen
- Max.-CPC-Limit setzen (auch in Portfolio-Strategien) – begrenzt Einzelklick-Ausreißer. (Google Ads Help)
- Tagesbudget konservativ staffeln: Wenn 5 € absoluter Tagesrahmen ist, setze 2,50 €; mit 2× Overdelivery bleibst du ≤5 €.
- Shared Budgets für Kleinkampagnen nutzen; erleichtert Monitoring & Deckelung. (Google Ads Help)
8.2 Monitoring & Alerts
- Abrechnungsaktivitäten regelmäßig prüfen, besonders nach Änderungen. (Google Ads Help)
- Automatisierte Skripte / Alarme gegen Overspend einsetzen.
8.3 Wenn der Schock passiert
- Datum notieren & Screenshots sichern.
- Abrechnung → Abrechnungsaktivitäten prüfen: Overdelivery-Gutschrift? (Google Ads Help)
- Spalten „Ungültige Klicks“ & „Interaktionen“ einblenden (mögliche Fraud-Korrekturen). (Google Ads Help)
- Support kontaktieren, wenn nach ~48 Std. keine Korrektur sichtbar. (Google Ads Help)
9. Lessons Learned – unser Fazit
Unser 140,60-€-Klick war kein ruinöser Wettbewerb, sondern ein Lehrstück in Google-Ads-Mechanik. Wir nehmen mit:
- Berichts-Kosten sind nicht gleich Rechnungs-Kosten. Immer zuerst in die Abrechnung schauen, bevor du in Panik verfällst. (Google Ads Help, Kostenunterschiede)
- Kleine Budgets brauchen Leitplanken. Max.-CPC-Caps, Skripte & konservative Budgets verhindern Adrenalinspitzen. (Google Ads Help, HawkSEM)
- Kenne die Ausnahmen. Bei Pay for Conversions kann Google deutlich stärker überziehen – setze Monitorings & Alerts. (Google Ads Help)
Anhang A: Screenshot-Referenzen
(Alt-Texte anpassen; sensible Kontodaten ggf. schwärzen.)
- Abb. 1 – Kampagnenbericht 12. Juli: 1 Klick, Kosten 140,60 €, CPC 140,60 €, 91 Impr., Anzeigengruppe „REMARKETING | LP Aktion“.
- Abb. 2 – Abrechnungsaktivitäten: 12. Juli, Kosten 140,60 €, Gutschrift −130,60 €; Monatsübersicht angepasst.
Anhang B: Auszug aus der Google-Support-Antwort (gekürzt)
„… Dieses System, bei dem Ihnen für einen Tag mehr als Ihr Tagesbudget in Rechnung gestellt wird, wird als Overdelivery bezeichnet … Ihre Kampagne hat am 12. Juli 140,60 € Kosten generiert … Gemäß den Budgetregeln zahlen Sie jedoch höchstens das Doppelte Ihres durchschnittlichen Tagesbudgets; der Rest wurde gutgeschrieben …“
Der Support verwies auf die offiziellen Hilfecenter-Artikel zu Overdelivery und Budgetlimits – dieselben, auf die wir uns hier stützen. (Overdelivery, Ausgabenlimits)